Nagelpilz- Selbstmedikation möglich ?

11. September 2021

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Was ist Nagelpilz?

Nagelpilz, auch Onychomykose genannt, ist eine chronische Infektion der Nagelplatte. Diese Infektion kann Finger-oder Zehennägel befallen. Die häufigsten Erreger sind sogenannte Dermatophyten. Diese Infektion ist weit verbreitet . Etwa 10 Millionen Bundesbürger leiden unter dieser Erkrankung. Die Zahl der Erkrankten steigt mit dem Alter. Die Hälfte aller 70-Jähringen leiden wohl an Nagelpilz.

Wie entsteht Nagelpilz?

Einer Pilzinfektion geht in der Regel die Schädigung des Nagels voraus. Feuchtwarmes Klima in den Schuhen, zu enge Schuhe, luftundurchlässige Handschuhe, Verletzungen oder Brüche der Nagelplatte begünstigen die Infektion. Dabei sind Zehennägel viermal häufiger betroffen als Fingernägel. Zu den Risikofaktoren zählen Fußpilz, genetische Disposition, Diabetes, periphere Neuropathien, Fußfehlstellungen, wiederholte Verletzungen z.B. durch falsche Nagelpflege, Durchblutungsstörungen in den Beinen, Schuppenflechte  sowie eine Immunschwäche. Die Infektion beginnt normalerweise am freien Nagelrand, seltener von der Seite, und breitet sich zur Mitte hin aus. 
 

Typische Anzeichen

Eine weiße oder gelbliche Verfärbung und Verdickung, Glanzlosigkeit des Nagels, weißliche oder graubraune Flecken im Nagel, Verdickung der Nagelplatte, bröselige, zerbröckelnde Nagelplatte können Anzeichen eines Nagelpilzes sein. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es zu Schmerzen, Beschwerden beim Gehen, bakteriellen Superinfektionen oder auch psychischen Problemen kommen. Ähnliche Symptome können sich auch bei anderen Erkrankungen, z.B. Nagelpsoriasis, zeigen. 
Daher ist es ratsam: Diagnose vom Hautarzt ( Dermatologe) absichern !!!

Nagelpilz zeigt keine Selbstheilungstendenz und sollte daher unbedingt behandelt werden. Insbesondere bei immungeschwächten Personen besteht die Gefahr der Ausbreitung in andere Körperregionen.

 

Kann Nagelpilz selber behandelt werden?

Zum einen kommt es darauf an, wer betroffen ist. Immungeschwächte, Diabetiker, Schwangere, Stillende und Kinder sind von der Selbstmedikation ausgeschlossen.

Zum anderen kommt es darauf an, wie ausgeprägt die Pilzinfektion schon ist. Sind mehr als drei Nägel oder mehr als die Hälfte eines Nagels betroffen, ist die Heilungschancen mit einer lokalen Therapie eher gering. Je eher eine Behandlung beginnt, desto höher ist die Erfolgsquote. 

Bei ersten Anzeichen und Veränderungen des Nagels mit der Behandlung beginnen und die Diagnose durch einen Hautarzt absichern.

Für die Selbstmedikation stehen Präparate zur Verfügung, die äußerlich auf den Nagel aufgetragen werden.

Eine Behandlung ist leider sehr langwierig und bedarf einer konsequenten und sorgfältigen Durchführung. Diese kann durchaus 6-9 Monate betragen. Pilzsporen sind sehr lange lebensfähig und lassen sich mit dieser Therapie sehr schwer erreichen. Und auch wenn man so lange durchgehalten hat, liegt die Heilungsquote leider nur bei  etwa 40%. 
 

Welche Arzneimittel und Wirkstoffe stehen für die Selbstmedikation zur Verfügung?

Ciclopirox

Dieser Wirkstoff ist ein  sog. Breitbandantimykotikum, das gegen alle relevanten Nagelpilzerreger wirksam ist und diese abtötet. Ciclopirox wird als wasserlöslicher und -unlöslicher Nagellack angeboten. Wasserunlösliche Lacke werden in der Regel zweimal pro Woche aufgetragen, wasserlösliche Lacke einmal täglich, vorzugsweise abends, da die Zehen mindestens 6 Stunden nicht gewaschen werden dürfen. Bei nicht wasserlöslichen Lacken sollten Lackreste regelmäßig mit einem geeigneten Lösungsmittelpad entfernt werden. Bei diesen wird auch ein zusätzliches Feilen der Nägel empfohlen. 
Die Dauer der Anwendung ist abhängig vom Schweregrad des Befall und von der natürlichen Geschwindigkeit des Nagelwachstums.

Wasserlösliche Lacke scheinen den Studien nach eine doppelt so hohe Komplettheilungsrate aufzuweisen im Vergleich zu einem wasserunlöslichen. Ganz geklärt ist dieser Sachverhalt allerdings noch nicht. Die Heilungsquoten  sind leider auch bei langfristiger Anwendung niedriger als bei einer systemischer Therapie mit Tabletten. 
 

Amorolfin

Diesen Wirkstoff gibt es als wasserunlöslichen Lack. Amorolfin besitzt ebenfalls ein breites Wirkspektrum. Vor der Behandlung sollte die Nageloberfläche aufgeraut werden. Die erforderliche Behandlungsdauer liegt im Allgemeinen bei 6-12Monate, wobei der Befallsgrad und die Lokalisation eine wesentliche Rolle spielen. Dass der Wirkstoff den Nagel durchdringen kann, wurde nachgewiesen. Aber auch hier zeigt sich, dass die Heilungsquote der systemischer Therapie unterlegen ist.

Terbinafin

Ganz neu, seit diesem Jahr, gibt es mit dem Wirkstoff einen wasserlöslichen Nagellack. Zu Beginn erfolgt die Behandlung täglich über einen Zeitraum von 4 Wochen. Danach muß der Nagellack nur noch einmal pro Woche aufgetragen werden. Der Lack wird auf der gesamten Oberfläche des Nagels, der umgebenden Haut sowie unter den freien Nagelrand aufgetragen. Auch hier dürfen die behandelten Nägel für mindestens 6 Stunden nicht gewaschen werden. 
Die Behandlungsdauer für Fingernägeln beträgt ungefähr 6 Monate und für Fußnägel ungefähr 9bis 12 Monate.

Bifonazol

Kombiniert mit hoch dosiertem Harnstoff stellt Bifonazol eine weitere Therapieoption dar. Bei dieser Therapie  wird zunächst der infizierte Teil des Nagels mithilfe einer Salbe und Pflastern aufgelöst. Dies dauert ca.14 Tage. Anschließend wird über vier Wochen einmal täglich eine rein bifonazolhaltige  Creme aufgetragen. Sollte der Nagel nach 6-9 Monaten nicht gesund nachgewachsen sein, muss ein Arzt aufgesucht werden. 

 

Was gibt es noch zu beachten !

  • Nagelscheren und -feilen nach Gebrauch desinfizieren
  • Socken und Handtücher bei mindestens 60 Grad C waschen oder ein Hygienespüler verwenden
  • getrennte Handtücher für Körper und Füße bzw. Hände
  • bei Nagelpilz am Fuß zunächst Socken und dann andere Kleidungsstücke anziehen
  • Schuhe bei bestehendem Pilzbefall regelmäßig desinfizieren
  • Strümpfe aus Baumwolle tragen und täglich wechseln


Fazit

Beim erstmaligen Auftreten einer Nagelveränderung, sollte immer erst eine Abklärung durch einen Arzt erfolgen. Wie erfolgreich die Therapie mit Lacken und Salben ist, hängt davon ab, wie früh die Therapie begonnen wird. Eine Therapie sollte aber immer stattfinden, vor allem bei gefährdeten Patientengruppen, da eine Spontanheilung leider unwahrscheinlich ist.